Menschen mit einem schwachen Selbstbewusstsein und mit wenig Selbstliebe und Selbstakzeptanz haben meist mehr Schwierigkeiten damit, sich für ihr Fehlverhalten zu entschuldigen als selbstreflektierte Menschen. Warum? Ein "Entschuldigung, das tut mir wirklich leid. Ich habe einen Fehler gemacht" könnte von einem Menschen mit wenig Selbstbewusstsein als Eingeständnis bewertet werden, dass er oder sie eine Angelegenheit falsch eingeschätzt hat. Oder dass er oder sie ertappt wurde bei einem Fehler, einer falschen Wahrnehmung, einer Vergesslichkeit oder einer Schwindelei. 

Andererseits tun sich oft Menschen mit einer ehrlichen Entschuldigung dann schwer, wenn sie ihre Fassade - beispielsweise in einer Führungsposition oder als Elternteil - nicht ankratzen wollen. Für sie ist eine Entschuldigung (meist unbewusst) gleichgestellt mit dem Zugeben einer Schwäche. Was sie natürlich mit allen Mitteln vermeiden wollen, weil sie dadurch ihr (vermeintlich) hohes Image gefährdet sehen. 

Kindheitserlebnisse

Wer als Kind unangenehme Erfahrungen mit Entschuldigungen machte, hat natürlich auch als Erwachsener Hemmungen, sich zu entschuldigen. Wenn Eltern dem Kind immer wieder Schuldgefühle einflößten oder es zwang, sich zu entschuldigen, obwohl es vielleicht gar nicht verstand, was es "angestellt" hatte, hat dieses Kind später meist große Probleme mit Entschuldigungen. 

Wenn ein Kind die traumatische Erfahrung macht, dass es für "Fehler" oder Versäumnisse körperlich oder mit Liebesentzug bestraft wird, wird es in seinem späteren Leben tunlichst vermeiden, sich zu entschuldigen, aus Angst vor harten Konsequenzen. Diese Selbstschutz-Strategie kann innere Blockaden zur Folge haben.

 

Die Macht der Entschuldigung

Eine ehrlich gemeinte, von Herzen kommende Entschuldigung ist ein kraftvolles, reinigendes oder gar heilendes Element in zwischenmenschlichen Beziehungen. Sie kann Missverständnisse klären und dazu beitragen, einen Zwist zu beenden. Sie fördert eine positive Eltern-Kind-Beziehung, wenn Eltern sich auch mal bei ihrem Kind entschuldigen, wenn sie etwas "falsch" gemacht haben. Das Kind lernt daraus, dass Fehler keine Katastrophe sind, und dass eine Entschuldigung dazu beiträgt, dass unangenehme Gefühle sich in positive wandeln können.

Eine konstruktive Fehlerkultur am Arbeitsplatz beinhaltet auch Entschuldigungen, was zu einer wertschätzende Kollegialität beiträgt. 

Eine ehrlich gemeinte Entschuldigung ist ein erster, wichtiger Schritt, um eine ins Wanken geratene zwischenmenschliche Beziehung wieder zu stärken, denn sie wirkt verbindend und vertrauensfördernd. 

"Es ist nie zu spät für eine glückliche Kindheit".

Dieses Bonmot sagt in wenigen Worten, worauf es ankommt: Dass wir auch im Erwachsenenalter selbstbestimmt unsere Persönlichkeit weiterentwickeln und lernen dürfen, wie wertvoll eine ehrliche, offene Entschuldigung sein kann.

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